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Cordelia Giller, Grünring 8, 9524 Zuzwil, 079 430 51 33 - Dipl. Hundepsychologin ATN - BVET anerkannte Hundetrainerin / SKN

Entspannungstraining

Jede Welpengruppe - und prinzipiell jede Gruppenarbeit mit Hunden - sollte mit Entspannungstraining begonnen und auch wieder damit beendet werden.

Entspannungstraining ist gerade bei der Arbeit mit Welpen und Junghunden unüblich und sicher sehr gewöhnungsbedürftig, aber ein wichtiger Eckpfeiler für die Prävention von Verhaltensproblemen.

Jedes Verhalten, das Menschen bei Hunden als "unerwünscht" bezeichnen, hat etwas mit einem zu hohen Erregungslevel zu tun. Je höher das Erregungsniveau, desto schneller und intensiver werden Angst-, Aggression- und auch Jagdverhalten ausgelöst.

Entspannung - Grundlagen, Aufbau und Konditionierung

Entspannung ist das Gegenstück von Erregung. Entspannung bedeutet, das Niveau der Erregung zu senken. Erregung und Entspannung sind gegenläufige Prozesse, die im Gehirn entstehen und gesteuert werden. Beide beeinflussen die Reaktion auf Umweltreize und das daraus resultierende Verhalten.

Übererregung kann in allen möglichen Situationen auftreten, darum benötigen wir ein Werkzeug, das möglichst einfach in all diesen verschiedenen Situationen gezielt von uns eingesetzt werden kann.

Erregung und Entspannung sind Funktionen des Gehirns. Formatio reticularis ist die Struktur im Hirnstamm, die für das Verständnis der konditionierten Entspannung eine besondere Rolle spielt. Ein Teil des Fromatio reticularis kann als Schalter zwischen zweiverschiedenen Zuständen betrachtet werden. Es gibt den "denkenden Zustand", das ist der Zustand, in welchem das Tier willentlich nach Lösungen sucht. Der "reflexive" Zustand ist gekennzeichnet durch den Ablauf von automatischen Reaktionen und ist nur schwer willentlich zu beeinflussen und kann von aussen kaum gestoppt werden.

Für einen Hundehalter ist es wesentlich seinen Hund im "denkenden" Zustand zu halten, resp. zu verhindern, dass der Schalter kippt und unser Hund in den "reflexiven" Zustand gerät. Sollte es doch einmal passieren, kann uns ein Hormon helfen, den "denkenden" Zustand wieder her zu stellen. Es ist das Hormon Oxytocin. Oxytoctin ist unter anderem verantwortlich für die soziale Bindung und Entspannung.

Wir haben also die Möglichkeit, direkt von aussen über die Aktivierung des Parasympathicus die Oxytocin-Ausschüttung im Gehirn zu stimulieren.

Verknüpfung von Reiz und Zustand

Durch gezielte Verbindung von zu konditionierendem Reiz, unkonditioniertem Reiz und dem daraus resultierenden physiologischen Zustand erhöhen wir die Wahrscheinlichkeit einer abrufbaren Assoziation.

Entspannungsarbeit in der Situation, in der der Hund noch vor wenigen Minuten sehr aktiv gewesen ist. Dieser Wechsel von Aktivierung und Entspannung verbessert zunehmend die Ansprechbarkeit des Tieres in erregenden Situationen.

Vorgehen

Werden die Übungen in einer Gruppe gemacht, muss darauf geachtet werden, dass der Abstand zwischen den Hund gross genug ist und die Hunde sich nicht gegenseitig ablenken.

Ist der Hund ruhiger geworden und lässt sich gut anfassen, kann mit der Entspannungsmassage begonnen werden. Es empfiehlt sich, ein Ritual einzubauen, erst den Nacken, dann den Kopf, dann den Nacken, den Rücken bis hin zur Rute, dann die Beine, den Bauch, den Nacken, den Kopf.

Hat man das Entspannungsprotokoll mehrmals praktiziert und dabei herausgefunden, welche Körperbereiche sehr berührungsempfindlich sind und erst einmal ausgespart werden sollten, beginnt der Verknüpfungsprozess. Verknüpft wird ein neuer Reiz, der zum Entspannungssignal werden soll, mit dem Entspannungsprozess.

Dabei gehen wir gemäss den Regeln der klassischen Konditionierung vor:

Wort -> Berührung -> Entspannung
Bei diesem Aufbau ist das neue Wort der zu konditionierende Reiz, die Berührungen lösen unkonditioniert den physiologischen Prozess der Entspannung über die Aktivierung des Parasympathicus und die Oxytocin-Ausschüttung im Gehirn aus.
Das Entspannungssignal alleine hat einen zeitlich eingeschränkten Effekt, besonders wenn die Situation insgesamt weiterhin erregend ist. ABER, das Entspannungssignal kann das Erregungsniveau so weit absenken, dass der Hund wieder ansprechbar wird. Nach dem Entspannungssignal muss das Tier Informationen bekommen, was es in dieser Situation tun kann. Dann beleibt das Erregungsniveau auch länger auf einem niedrigen Niveau.
Nach einigen Wiederholungen löst alleine das Wortsignal einen entspannten Zustand aus, Es ist zu einem konditionierten Reiz für Entspannung geworden.
Wort -> Entspannung
Ein kondidtionierender Effekt tritt auch dann auf, wenn während des Massageprotokolls das zu konditionierende Word immer wieder gesagt wird. Diese einfache Möglichkeit ist dann die Rettung, wenn ein Hund sich durch Anfassen nicht entspannen lässt. Jeder Hund ist irgendwann im Verlauf des Tages entspannt - diesen Zustand kann man abwarten und mit dem Wort verknüpfen ->shaping

Gerüche haben im Entspannungstraining einen ganz besonderen Platz. Mit ätherischen Oelen kann man bei Hunden und anderen Tieren direkt eine Entspannung auslösen.

Wann ist die konditionierte Entspannung wertvoll?

Zeigt ein Hund vermehrt Erregung kann man ihn mit dem konditionierten Entspannungswort wieder in die "denkende" Phase bringen oder mindestens wieder ansprechbar machen, so dass man ihn in andere Bahnen lenken kann.

Bei Spielgelegenheiten werden Hunde oft stark erregt, bei zu viel Erregung werden die Hunde zu Spielzeug-Junkies. Auch hier ist es wertvoll, den Hund wieder in die "denkende" Phase zu bringen. Das Spiel immer wieder richtig zu unterbrechen ist sehr bedeutungsvoll, aber die Lösung dieses Problems liegt nicht in de Einschränkung des Spiels, sondern in der Entspannung am Spielzeug.

Fehlerquellen

  • Entspannung kann sich nur entwickeln, wenn der Hund sich wohl fühlt. Lässt sich der Hund nicht gerne anfassen, oder an speziellen Stellen nicht gerne berühren ist das speziell am Anfang zu respektieren.
  • Das Umfeld sollte, auch speziell am Anfang, auch entspannt sein.
  • Der Hundebesitzer soll in der Ruhe sein.
  • Oft liegt auch das Problem an der "erzwungenen" Ruhe
  • Der Hundebesitzer verhält sich anders und der Hund weiss nicht, was von ihm gewünscht wird.
  • Wird das Entspannungssignal zu früh, resp. am Anfang in falschen Situationen gebraucht, kann es zu einer Fehlverknüpfung kommen.
  • Mithilfe der konditionierten Entspannung kann man mit dem Erregungsniveau spielen, es auf einem passenden Niveau halten, aber nicht die Erregung verhindern.
  • Die konditionierte Entspannung ist kein Heilmittel für einen bequemen Spaziergang
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